Cover_19-6_gruen_low

Schweizer Fachzeitschrift
für Publishing und Digitaldruck


Angela StarckDie Fespa, die internationale Messe für die Grossformatdruck- und Siebdruck-Branche, ging auch in diesem Jahr sehr erfolgreich zu Ende. Über 700 Aussteller zeigten ihre Produkte am Messestandort Hamburg und insgesamt 20 456 Grossformat- und Siebdruck-Interessierte besuchten das Branchenereignis. Die diesjährige Messe war mit Besuchern aus 139 Ländern die bislang internationalste Fespa.

Die Messe zeigte sich dieses Mal besonders farbig. So waren viele Messestände mit grossformatigen, oft sogar hinterleuchteten SoftSignage-Installationen geschmückt und zahlreiche, zum Teil recht ungewöhnliche Beispiele für den Bekleidungsdruck und den Druck von Heimtextilien zeigten das beeindruckende Anwendungsspektrum des digitalen Textildrucks. Damit war klar, dass auch 2017 der Textildruck das eigentliche Schwerpunktthema der Messe darstellte.

Ebenfalls ein Schwerpunkt war der UV-Druck, vor allem der UV-Druck mit LED-Härtung, eine Technologie, die inzwischen technisch so gut beherrschbar ist, dass zahlreiche Hersteller solcher Drucksysteme auf das neue, energiesparende Verfahren setzen.

Textildruck mit starkem Wachstum

War der Textildruck bereits bisher eine Technologie im Aufwärtstrend, machten die zahlreichen Neuvorstellungen in diesem Bereich in Hamburg deutlich, dass hier «noch mehr geht». So stehen die Zeichen laut Erwartungen von Branchenexperten in jedem der drei Hauptsegmente des digitalen Textildrucks – Soft Signage, Bekleidungsdruck und Druck von Interior-Anwendungen – weiterhin auf Wachstum.

Beim Soft Signage standen die Vorteile gegenüber herkömmlichen Signage-Anwendungen im Vordergrund – zum Beispiel einfacheres Handling, geringeres Gewicht und ein hochwertigerer Eindruck gegenüber Installationen aus Vinyl oder Papier.

Auch der digitale Druck von Bekleidung und Interior-Design-Anwendungen profitiert weiterhin von hohen Zuwachsraten. Als Treiber dieser positiven Entwicklung wird der wachsende Wunsch der Kunden nach personalisierten Produkten gesehen. Insbesondere jüngere Generationen scheinen sich durch individuell gestaltete Kleidung und Einrichtungsgegenstände von der Masse abheben zu wollen.

Sowohl bei den für den Soft-Sig­nage-Markt konzipierten Drucksyste­men als auch bei solchen für den ­Bekleidungs- und Heimtextildruck gab es zahlreiche Neuvorstellungen von ­Direkt- und Sublimationsdruckern.

Neuvorstellungen im Textildruck

ATP Color zeigte zum Beispiel erstmals seinen brandneuen 5,3-Meter-Sublimationsdrucker auf der Messe. Der DFP2000 verfügt über eine integrierte Inline-Fixierung. Dieser Prozess erhöhe, so der Hersteller, die Effizienz, während sich durch die Inline-Fixierung das separate Laden und Entladen im Drucker und Kalander erübrigen würden. Das System wird in unterschiedlichen Farb- und Druckkopfkonfigurationen angeboten.

Ricoh ist nach der Übernahme des kalifornischen Textildirektdruck-Spezialisten Anajet Anfang 2016 in dieses Segment eingestiegen. Die beiden neuen, für den Bekleidungsdruck konzipierten Maschinen Ricoh R i3000 und R i6000 besitzen einen Druckbereich von 350 × 450 Millimeter und können Baumwoll-, Polyester- und Mischgewebe bedrucken.

Auch Agfa gelang der Vorstoss in den Textildruckbereich mit seinem neuen, bis zu 173 m² in der Stunde schnellen Sublimationsrollendrucker Avinci DX3200. Das Unternehmen reagiert mit dieser 3,2-Meter-Maschine vor allem auf die Nachfrage seiner Kunden im Soft-Signage-Segment.

Bei den neuen Textildruckern von Mimaki handelt es sich um die beiden Direktdrucker Tx300P-1800 und Tx300P-1800B, die parallel Textil-Pigmenttinte und Sublimationstinte verarbeiten können. Zudem zeigte das Unternehmen sein neues High-Speed-Modell Tiger-1800B mit einer Druckbreite von 1,85 Metern. Mit einer maximalen Geschwindigkeit von 390 m² pro Stunde eignet sich der Tiger für die Grossauflagenproduktion.

Durst präsentierte auf der Fespa 2017 den neuen 3,2-Meter-Drucker Rhotex 325. Das für das Soft Signage konzipierte System arbeitet auf Basis der Durst Water Technology und erreicht eine Ausgabegeschwindigkeit von 390 m² pro Stunde.

Von Kornit kommt der Storm Duo, das neueste Modell der Storm-Serie für den Textildirektdruck. Das System ist mit 16 Druckköpfen in Konfiguration für doppelten CMYK-Druck ausgestattet und soll bis zu 190 helle Kleidungsstücke wie T-Shirts in der Stunde bedrucken können.

Bei EFI feierte der Reggiani Renoir Flexy Weltpremiere. Der Textilprinter mit einer Druckbreite von 1,8 Metern verfügt über das von EFI patentierte Dynaplast-System, ein «haftendes Transportband», das das Bedrucken vieler Substrate mit Geschwindigkeiten von über 400 m² pro Stunde unterstützen soll.

Neuigkeiten bei UV und UV-LED

Auch bei den grossformatigen UV- und UV-LED-Drucksystemen besteht weiterhin eine starke Nachfrage seitens der Druckdienstleister. Ob Flachbett-, Rolle-zu-Rolle- oder Hybrid-System – auch in diesem Bereich gab es eine ganze Reihe von Neuvorstellungen. Der überwiegende Teil der neuen Maschinen arbeitet bei der Härtung der Prints mit LED-Licht, das gegenüber der Härtung mit Quecksilber viele Vorteile wie tiefere Härtungstemperaturen, längere Lampenlebensdauer und geringere Lampenkosten bietet.

Swissqprint wartete auf der Messe erstmals mit zwei neuen Flachbettdruckern mit LED-Härtung auf, dem Impala LED und dem Nyala LED. Ersterer verfügt über ein 2,5 × 2 Meter grosses Flachbett und kann mit einer Geschwindigkeit von bis zu 180 m² pro Stunde drucken. Beim Nyala LED misst das Flachbett 3,2 × 2 Meter, und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 206 m² pro Stunde. Beide Maschinen bieten eine Option für den Rollendruck.

Durst zeigte seine weiterentwickelten UV-LED-Drucksysteme Rho 512R Plus und Rho P10 250 HS Plus, die Nachfolgemodelle des Rho 512R und Rho P10 250 HS, die sich auf die Plus-Versionen aufrüsten lassen. Der Fünf-Meter-Bolide Rho 512R Plus besitzt einen neuen Fine-Art-Druckmodus mit 1200 dpi und verfügt jetzt über einen Durchsatz von 400 m² pro Stunde. Der Rho P10 250 HS Plus bietet eine um 40% höhere Produktivität und eine integrierte Tintensparfunktion.

Von EFI kommt neben den beiden im Vorfeld angekündigten UV-LED-Drucksystemen Vutek 3r und Vutek 5r der neue Hybriddrucker Pro 16H LED, ein Einstiegssystem, das bis zu 90,7 m² pro Stunde schnell ist und mit vier Farben und zwei Weisskanälen arbeitet.

Gandy präsentierte den neuen UV-Hybriddrucker Kre8tor. Der 3,2-Meter-Printer, der sechs Farben plus Weiss nutzt, verfügt über eine Druckgeschwindigkeit von bis zu 120 m² pro Stunde, eine hohe Druckauflösung von bis zu 1800 dpi sowie eine Materialstärkeerkennung bis 120 Millimeter.

Weitere Neuvorstellungen

Neuigkeiten gab es auch bei den anderen Drucktechnologien. Für grosses Aufsehen sorgte zum Beispiel die neue Océ Colorado 1640 von Canon. Mithilfe der wasserlosen UVgel-Technologie soll das 4-Farben-Rollendrucksystem den Tintenverbrauch im Vergleich zum Druck mit Latex- und Eco-Solvent-Tinten um bis zu 40% reduzieren.

HP stellte seine ersten Print&Cut-Lösungen HP Latex 315 mit einer Druck- und Schneidebreite von 1,37 Metern und HP Latex 335 mit einer Druck- und Schneidebreite von 1,6 Metern vor. Zudem zeigte das Unternehmen die beiden optimierten 3,2 Meter-Latexdrucksysteme HP Latex 3600 und 3200. Sie sollen gegenüber den Vorgängermodellen um 30% produktiver und bedienerfreundlicher sein.

Mimaki wählte die Fespa 2017 für die Präsentation seines neuen 3D-Druckers mit dem vorläufigen Namen 3DUJ-P. Das System, das High-Definition-Modelling auf Basis der UV-Inkjettechnologie von Mimaki nutzt, soll bis zu zehn Millionen Farben ausgeben und sich für Prototypen mit einer Grösse von bis zu 500 × 500 × 300 Millimeter eignen.

Im Bereich Weiterverarbeitung zeigte Zünd das neue Lasermodul LM 100W für seine G3-Schneidetische. Es schneidet und versiegelt Polyestergewebe mit einer Stärke von bis zu zwei Millimetern und einer Geschwindigkeit von maximal 745 Millimeter pro Sekunde. Darüber hinaus präsentierte das Unternehmen eine neue Kamera zur gleichzeitigen Erfassung aller Registermarken für alle digitalen Schneideplotter von Zünd.

Esko zeigte ein neues automatisches Zufuhr- und Stapelsystem für die Kongsberg C-Schneidetische. Durch den Neuzugang fällt manuelles Beladen und Stapeln weg – so soll ein Bediener gleichzeitig mehrere Anlagen beaufsichtigen können.

Materialien und Tinten

Bei den Bedruckstoffen und Farben dominierten Neuvorstellungen im Bereich Textildruck, wie das hohe Wachstum in diesem Segment nahelegt.

Ein transparentes Haftgewebe namens Squid für die Fensterdekoration stellte zum Beispiel Lampe Textiles vor. Squid ist mit Lösemittel-, Latex oder UV-härtenden Farben bedruckbar und kann direkt auf Fenster oder Wände aufgebracht werden. Das Substrat soll bis zu 36% der Sonnenenergie reflektieren und hitzebeständig bis 60 °C sein.

Texo Trade Services zeigte ein Textil namens Evolution. Der Vliesstoff mit einem Gewicht von 140 g/m² soll dank seiner weissen Beschichtung per UV-, Eco-Solvent- und Latex-Technologie leicht bedruckbar sein.

Pongs, Hersteller technischer Textilien, präsentierte unter anderem Silencio, ein Akustikgewebe mit Waffelstruktur, das die Klangwahrnehmung positiv beeinflussen soll und in Breiten bis 505 Zentimeter vorliegt.

Katz kam mit einem neuen Plattenmaterial mit Metallic-Untergrund zur Fespa. Das beidseitig bedruckbare Material mit Silber-Effekt ist laut Hersteller umweltfreundlich und eignet sich für hochwertige Innenraumgestaltungen und Schaufensterdekorationen.

Eine neue Sublimationstinte, die mit Epson-Druckköpfen kompatibel ist, präsentierte Armor mit der ARSub D701. Bei der Farbe für den Fahnen­direktdruck soll sich das Waschen nach dem Druck erübrigen, dennoch soll sie beim Kalendern nicht ausbluten.

J-Teck3 brachte seine neuen Pigmenttinten für den digitalen Textildruck mit Druckköpfen von Epson und Kyocera zur Messe. Damit können vielfältige Stoffe wie Baumwolle, Baumwoll-Polyester-Mischgewebe, Synthetikgewebe und Viskose direkt bedruckt werden.

Die nächste Fespa – die Messe wird neu im jährlichen Turnus in europäischen Grossstädten veranstaltet – findet vom 15. bis 18. Mai 2018 in Berlin statt. Für die kommende Fespa sind gemäss Veranstalter bereits jetzt fast 80% der zur Verfügung stehenden Ausstellungsflächen reserviert. ↑